Liebe Leserinnen, liebe Leser,
als wir im März diesen Jahres unseren Call for Essays formulierten, um zur ersten Diskussionsrunde des Poetryfilmkanals einzuladen, konnten wir nicht voraussehen, welche Richtung der Blog nehmen oder wer sich überhaupt an ihm beteiligen würde. Umso spannender war es, Woche für Woche mitzuerleben, wie die Autorinnen und Autoren mit je eigenen Akzentuierungen und Thesen das weite Feld des Poesiefilms abzustecken begannen.
Am Ende ergriffen, wie von uns erwartet, weniger die Dichter das Wort als vielmehr Filmemacher, Kuratoren und Wissenschaftler. Entstanden ist ein internationales Themenheft, welches die Vielstimmigkeit und Vielschichtigkeit des globalen Nachdenkens über den Poetryfilm exemplarisch dokumentiert. Etliche Künstler beschreiben ihren individuellen Weg zum Poesiefilm (Dave Bonta, Eleni Cay, Nissmah Roshdy, Sigrun Höllrigl, Ebele Okoye, Avi Dabach, Christine Hooper). Andere Beiträger haben theoretischer angesetzt und allgemeinere Erklärungen für die Faszination des Poetryfilms gesucht: etwa die archaische Faszination am bewegten Bild (Javier Robledo), der Reiz der Gattungsmischung (Eduardo Yagüe), die Spannung, welche die Tonebene zwischen Bild und Text erzeugt (Stefanie Orphal), die Einbettung von Gedichten in neue Medienkontexte (Martina Pfeiler), der Aspekt der Mnemosyne (Robert Peake) oder die zukünftigen Möglichkeiten, welche die virtuelle Realitätskonstruktion bietet (Ram Devineni). Auch auf den besonderen didaktischen Wert von Poesiefilmen wurde hingewiesen (Anastasia Novikova).
Dabei wird insgesamt deutlich, dass der Aufschwung, den die Gattung des Poesiefilms heute erfährt, in besonderer Weise mit den digitalen Medien und sozialen Netzwerken in Zusammenhang steht (Thomas Zandegiacomo Del Bel) und dass ein zeitgemäßes Nachdenken über Poesie und Ästhetik ohne Berücksichtigung des Poesiefilms nicht länger auskommt (Tom Konyves, Zata Banks). Viele Anregungen und Fragen werden uns weiter beschäftigen.
An dieser Stelle möchten wir unsere Leserinnen und Leser darauf hinweisen, dass die erste Themenrunde nun zu Ende ist. In den nächsten Wochen wird aus den Beiträgen die erste Ausgabe des Poetryfilm Magazins gestaltet, das im Januar 2016 an dieser Stelle als ePaper-Magazin erscheint. Der Blog wird Ende März 2016 mit der zweiten Diskussionsrunde zum Thema »Voice-over und Ton im Poetryfilm« fortgesetzt. Zum Schluss ein Dank an alle Beiträgerinnen und Beiträger sowie an alle Leserinnen und Leser für ihr großes Engagement und Interesse!
Wir wünschen allen ein Frohes neues Jahr 2016!
Aline Helmke, Guido Naschert